Ja, es gibt sie: die Menschen, die auch während des Confinements munter weiter Party gefeiert haben und denen das Risiko einer Ansteckung am Arsch vorbei ging.
Die überwiegende Mehrheit der Menschen hält dieses Verhalten im Minimum für rücksichtslos, lebensmüde und egoistisch und maximal für nicht normal, also verrückt.
Veganer sind auch nicht normal. Sie müssen erklären, warum sie keine Tiere oder Teile davon essen und dass ihnen der Zustand des Planeten nicht am Arsch vorbei geht und das Leid der Tiere. Menschen, die sich vegan ernähren oder an den Fridays for Future-Protesten teilnehmen, möchten etwas für die Umwelt tun und gegen die Klimaerwärmung. Dafür müssen sie sich rechtfertigen.
Das ist etwa so, wie wenn Menschen, die jetzt wegen Corona Schutzmasken tragen, erklären müssen, warum sie das tun.
Regenwald wird zwar vorwiegend für Nutztier-Weideflächen abgeholzt, aber das ist ja in Südamerika.
Schlachthof-Mitarbeiter aus Rumänien stecken sich reihenweise mit Corona an, da die Hygienebedingungen katastrophal sind und die Anstellungsbedingungen nahe an der Sklaverei liegen. Das passiert jetzt gerade immerhin in Deutschland.
https://www.tagesschau.de/inland/schlachthoefe-arbeitsbedingungen-101.html
Und anderswo, zum Beispiel in Amerika. Trump hat die lückenlose Fleischproduktion als systemrelevant eingestuft und angeordnet, dass die temporär geschlossenen Tötungsanlagen wieder geöffnet werden müssen.
Es ist an der Zeit, dass die jammernden – jetzt will man mir „mein“ Fleisch verbieten – Carnivoren und Omnivoren erklären müssen, warum ihnen die Klimaerwärmung, das Leid der Tiere und der allgemeine Zustand unseres Planeten am Arsch vorbei geht.
Gegen Corona wird es irgendwann einen Impfstoff geben. Gegen den Klimawandel nicht.
Harald Welzer, der kluge und weitsichtige Zukunftsforscher und Sozialpsychologe im Interview bei „Sternstunde Philosophie“ zu Corona: