Es ist ein Wunder geschehen! Es ist absolut fantastisch und ich bin ein bisschen stolz, dass ich dieses Wunder nun auch auslösen kann… Aber der Reihe nach…
Die Vorstellung, vegan zu essen, ruft bei mir heute andere Bilder und Assoziationen hervor als vor 3 Jahren, als ich beschlossen hatte, meinen Wahrnehmungszustand zu erweitern. Meine grösste Sorge war damals, dass ich meinen geliebten morgendlichen Latte Macchiato nicht mehr trinken könnte, weil da ja Milch drin ist. Dass es mehrere Dutzend Sorten Pflanzenmilch gibt, von denen mittlerweile wechselweise Mandel-, Reis-, Hafer-, Soja- oder Haselnussmilch mein Favorit ist, wusste ich vor 3 Jahren noch nicht. Heute ist es total normal und beim Einkaufen und Zubereiten mit Null Mehraufwand verbunden, einfach einen veganen LATTE MACCHIATO zu trinken.
Später kamen Spagetti Volognese, Tiramisu, Pizza, Zopf, pflanzlicher Käse, Cake, Kuchen, Torten, Lasagne, Rührtofu u.v.a. mehr dazu. Es blieb für mich vor allem ein Produkt übrig, von dem ich bis vor kurzem überzeugt war, dass es unmöglich ist, dass es vegan gelingt, also gut aussieht und gut schmeckt: die Meringue – oder für die nicht schweizerischen 🇨🇭 Lesenden hier Baiser. Ich war überzeugt, dass ein paar extreme Veganer in ihrem radikalen Eifer Filme über youtube verbreiten, in denen suggeriert wird, dass es möglich ist, Baiser ohne Zugabe von Hühner-Eiweiss herzustellen, um zu vertuschen, dass man als Veganerin eben doch auf so vieles verzichten muss. Ich hab zweimal versucht, es nachzumachen und das Resultat war ein totaler Flop. Ich war mir danach absolut sicher, dass das einfach nicht geht. Punkt. Finde dich damit ab.
Nun habe ich vor 2 Wochen diesen wunderbaren Backkurs zum Thema Aquafaba (Kichererbsenwasser) bei Ursi Lüthy besucht.
Das alles haben wir da in nur 4 Stunden gelernt, gemacht und auch gegessen (numnumnum…!): Vacherin Meringue Glacé, Schoggimousse, Beerenmousse, Schokoküsse, Japonais und…
… ja, du hast das auf dem letzten Foto richtig gesehen: das sind Meringues! Und die sind wirklich unglaublich einfach zu machen.
Und jetzt frage ich mich Folgendes: Warum ändern die meisten Menschen ihre Ess-Gewohnheiten zu Gunsten der Tiere und der Umwelt auch dann nicht, wenn es ganz einfach umsetzbar wäre? Ich meine, wenn du rennen willst wie Usain Bolt, Fussball spielen wie Lionel Messi oder Klavier spielen wie Hélène Grimaud, dann kannst du dich noch so anstrengen und abmühen, du wirst deren Level mit grösster Wahrscheinlichkeit zu Lebzeiten nicht erreichen. Heulst du deswegen rum? Würdest du dich rechtfertigen wollen, warum du nicht so gut bist wie diese Ausnahmetalente? Nein. Du findest dich ganz einfach damit ab, dass sie besser sind als du.
Aber wie ist es nun mit einer Veganerin in deiner Gegenwart, die dir vermittelt, dass sie dir ethisch überlegen ist, weil sie mit ihrer Ernährung mehr gegen das Leid der Tiere und mehr für die Umwelt tut als du, dass sie also in einem bestimmten Bereich besser ist als du? Du verteidigst dein Verhalten, dein Unvermögen, es ihr gleich zu tun. Du wirst wahlweise aggressiv gegen diese Person oder versuchst, sie schlecht oder lächerlich zu machen. Oder du zeigst immerhin Wertschätzung und sagst, dass du das toll findest, du das aber selber unmöglich könntest. Warum eigentlich nicht? Du hättest genauso wie sie die Möglichkeit und zweifellos auch die Fähigkeit, es ihr gleich zu tun. Du müsstest nur wollen.
Es ist nun mal einfacher, von etwas zu träumen, das man unmöglich umsetzen kann, als etwas umzusetzen, das man tatsächlich könnte, wenn man nur bereit wäre, eine kleine Anstrengung zu unternehmen, nämlich eine Gewohnheit zu ändern.
Und so werden weiterhin jährlich über 60 Millionen leidensfähige Tiere in der Schweiz geschlachtet, damit Fleischesser an ihrer Gewohnheit festhalten können, „nur ganz selten Fleisch zu essen und wenn, dann nur BIO und von guter Qualität“. Und das Klima geht den Bach runter, die Ressourcen werden weiter verschwendet, indem etwa für die Produktion von 1kg Rindfleisch nahezu 20’000 Liter Wasser verbraucht werden etc. bla bla bla… Wenn du deine Gewohnheiten nicht ändern willst, dann interessiert dich das eh alles nicht. Hauptsache, du kannst kochen und essen wie bisher.
Ach ja, das Schokoladen-Mousse aus dem Backkurs mit Ursi Lüthy schmeckt schlicht fantastisch, hat nur 3 Zutaten und ist in 15 Minuten gezaubert. Ich hab’s hier auf Blätterteigböden verteilt und mit frischen Mangoschnitzen garniert… himmlisch!
Optionen, die ich auch mag: Sojarahm statt Aquafaba und 1 EL Cognac oder Whisky unterrühren… 😋