Im aktuellen Magazin des Tages Anzeigers findet sich ein Artikel mit dem Titel „Wegschmeissen“, in dem es darum geht, sich von Konzepten zu verabschieden, da sich diese als falsch oder irreführend gezeigt haben. Sehr lesenswert auch für Nicht-Veganer 😉
Einen Abschnitt aus besagtem Artikel von Bruno S. Frey und David Iselin möchte ich hier zitieren, da er exakt die Ausgangslage der veganen Idee darlegt:
Menschen verharren in jenem Ideengehäuse, das sie kennen, und verlassen ihr Häuschen selten. Das hat auch damit zu tun, dass wir kognitiv mit den meisten aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen schlicht nicht mehr mitkommen; wir flüchten uns in unsere gewohnte kognitive Heimat.
Ins banal Alltägliche übersetzt heisst das dann zum Beispiel „das haben wir schon immer so gemacht“ (Fleisch essen), „das ist unmöglich“ (Veganer sind realitätsferne Spinner) oder „wer soll das bezahlen?“ (vegan leben ist zu teuer). Wer wissen WILL, dass alle drei genannten Aussagen nicht oder nicht mehr zutreffend sind, KANN sich informieren. Ich bin nicht Wissenschaftlerin, sondern nur eine Spinnerin, die sich seit über 3 Jahren vegan ernährt, bei den Routine-Kontrolle nebst bester Gesundheit top-Blutwerte hat und letztlich durch Umstellung auf vegan sämtliche Lebensbereiche in ein anderes Licht getaucht und die Prioritäten neu gesteckt hat. Du kommst gar nicht darum herum: wenn du aus echter Überzeugung vegan lebst, wirst du bescheidener, brauchst und kaufst weniger, gibst also weniger Geld aus und bist mit dem Leben insgesamt zufriedener. Mit Ausnahme von einem Punkt: Dein Wissen um das Leiden und Sterben der Tiere wird immer grösser und differenzierter. Das kann eine Belastung sein und durchaus auch mal traurig und wütend machen.
Beispiel heute Mittag: eine Kollegin hat wie immer am Montag für sieben Kolleginnen zu Mittag gekocht. Es gab Gemüsewähe – mit Speckwürfelchen drin. Sie wusste nicht, dass ich auch komme. Sonst hätte sie keinen Speck rein getan. Schön und nett, aber ich frage mich, ob denn wirklich in jedem verdammten Essen tote Tiere drin sein müssen. Als ich das Kuchenstück dankend ablehne, meint eine andere Kollegin: Oh, das kann ich verstehen. Ich war selber eine Zeit lang vegetarisch, da konnte ich auch kein Fleisch essen.
Ich check’s nicht: man hat Empathie für Tiere und isst sie deshalb nicht. Und plötzlich ist die Empathie weg oder wie?
Aber nochmal zurück zum Ideengehäuse vom Anfang. Das Häuschen zu verlassen ist nicht leicht. Aller Anfang ist schwer.
Ja, ich hatte Angst, dass ich es nicht schaffen würde. Dass es schwierig, teuer, kompliziert, aufwendig, ausgrenzend sein würde. Aber irgendwann gab es keinen echten Grund mehr, in dem alten Häuschen drin zu bleiben. Ich wollte raus, um eine neue Welt zu entdecken. Ich habe sie entdeckt. Eine emotional und kognitiv neue Welt. Eine der drei besten Entscheidungen in meinem Leben. Die vegane Welt. Ich möchte sie nicht mehr verlassen.